Was ist Autismus?
Autismus ist eine neurologische Besonderheit – das Gehirn verarbeitet Informationen, Reize und soziale Situationen auf eine andere Weise. Autistische Kinder denken, fühlen und handeln oft anders als andere Kinder – nicht falsch, sondern anders.
Autismus gehört zu den Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) – das bedeutet, es gibt viele verschiedene Ausprägungen. Kein autistisches Kind ist wie das andere.
Woran erkennt man Autismus?
Die Anzeichen können unterschiedlich stark sein, aber häufig zeigen sich:
- Soziale Besonderheiten: Schwierigkeiten mit Blickkontakt oder dem Verstehen von Gefühlen.
- Kommunikation: Ungewöhnliche Sprachentwicklung oder wörtliches Sprachverständnis.
- Verhalten & Interessen: Routinen, intensive Spezialinteressen, wiederholende Bewegungen.
- Besondere Wahrnehmung: Geräusche, Licht oder Berührungen können schnell überfordern.
Was bedeutet die Diagnose?
Die Diagnose ist keine Katastrophe, sondern ein Schlüssel zu mehr Verständnis.
- Sie hilft, gezielt Unterstützung zu finden.
- Frühzeitige Förderung kann vieles erleichtern (z. B. Ergotherapie, Autismusbegleitung).
- Das Kind bleibt das gleiche – mit all seinen Stärken.
Was Eltern wissen sollten
- Ihr Kind ist immer noch das gleiche Kind wie vor der Diagnose.
- Autismus ist keine Krankheit, sondern eine andere Art, die Welt wahrzunehmen.
- Liebe, Geduld und Verständnis sind entscheidend.
- Vergleiche mit anderen Kindern bringen nichts.
- Unterstützung annehmen – z. B. Selbsthilfegruppen oder Autismuszentren.
Ein Satz zum Mitnehmen
Autistische Kinder brauchen kein „Reparieren“ – sie brauchen Menschen, die sie verstehen.
Was ist PDA?
PDA steht für „Pathological Demand Avoidance“ – das bedeutet: eine extreme Vermeidung von Anforderungen.
Kinder mit PDA haben oft Schwierigkeiten mit Erwartungen – selbst einfache Bitten können wie eine Bedrohung wirken. Diese Vermeidung ist keine Trotzreaktion, sondern eine Art Überlebensstrategie.
Wie zeigt sich PDA?
- Das Kind wirkt sehr kontrollierend oder verweigernd
- Es reagiert stark auf Aufforderungen – auch gut gemeinte
- Es nutzt Fantasie oder Rollenspiel, um Kontrolle zu behalten
- Plötzliche Stimmungsschwankungen sind häufig
Was steckt dahinter?
Hinter dem Verhalten steckt oft Angst – keine Absicht.
Das Kind fühlt sich innerlich überfordert und sucht Wege, um sich sicher zu fühlen.
„Nicht wollen“ ist oft „nicht können“.
Wie können Eltern helfen?
- Anforderungen vermeiden oder indirekt formulieren
- Wahlmöglichkeiten geben, statt Befehle
- Beziehung und Vertrauen stehen an erster Stelle
- Druck rausnehmen, Geduld zeigen
Zum Schluss
Kinder mit PDA brauchen Sicherheit, Verständnis und Menschen, die hinter ihr Verhalten schauen.
Ihr Verhalten ist eine Form von Kommunikation – und verdient Mitgefühl, nicht Strenge.
Der Unterschied zwischen Equalizing und herausforderndem Verhalten im Kontext von Autismus liegt in der Motivation und Funktion des Verhaltens.
🧩 Equalizing – Machtgefälle ausgleichen
Equalizing ist ein Begriff, der vor allem im Zusammenhang mit dem PDA-Profil (Pathological Demand Avoidance) innerhalb des Autismus-Spektrums verwendet wird. Er beschreibt Verhaltensweisen, mit denen autistische Personen versuchen, ein empfundenes Machtgefälle oder eine Verlustkontrolle auszugleichen. Dies kann sich äußern in:
• Provozieren oder Kritisieren von Autoritätspersonen
• Zerstören von Gegenständen
• Verweigern von Anweisungen
Diese Verhaltensweisen sind keine bewusste Manipulation, sondern ein Versuch, Selbstbestimmung und Kontrolle in einer als bedrohlich empfundenen Situation zurückzugewinnen. Sie treten häufig bei Personen mit PDA-Profil auf, die besonders sensibel auf Anforderungen und Autorität reagieren.
⚠️ Herausforderndes Verhalten – Ausdruck von Überforderung
Herausforderndes Verhalten ist ein weiter gefasster Begriff und umfasst Verhaltensweisen wie:
• Aggressionen
• Selbstverletzendes Verhalten
• Wutausbrüche
• Rückzug
Diese Verhaltensweisen sind oft Reaktionen auf Überforderung, Reizüberflutung oder fehlende Kommunikationsmöglichkeiten. Sie sind nicht zielgerichtet, sondern Ausdruck von Hilflosigkeit und dem Versuch, mit einer belastenden Situation umzugehen.
1. Fachliche und therapeutische Unterstützung
- Autismus-Kompetenzzentren / Autismus-Therapiezentren
- Frühförderstellen (für Kinder bis ca. 6 Jahre)
- Sozialpädiatrische Zentren (SPZ)
- Kinder- und Jugendpsychiater:innen
- Ergotherapie, Logopädie, Verhaltenstherapie, Autismustherapie
2. Rechtliche und finanzielle Hilfen
- Eingliederungshilfe nach §35a SGB VIII (z. B. Schulbegleitung, Autismustherapie)
- Hilfe zur Erziehung nach §27 ff. SGB VIII (z. B. sozialpädagogische Familienhilfe)
- Pflegegrad beantragen (bei erhöhtem Unterstützungsbedarf)
- Schwerbehindertenausweis (Versorgungsamt)
- Steuerliche Entlastungen (z. B. Pauschbetrag für Behinderung)
- Kindergeld, ggf. Kindergeldzuschlag oder Leistungen über das Bildungs- und Teilhabepaket
3. Pädagogische Unterstützung
- Kita mit Integrationsplatz oder heilpädagogischer Förderung
- Schulbegleitung (über Eingliederungshilfe oder Jugendamt)
- Nachteilsausgleich in Schule oder Kita
- Sonderpädagogischer Förderbedarf (ggf. Förderschule oder inklusiver Unterricht)
4. Beratung und Entlastung
- Erziehungs- und Familienberatungsstellen
- Caritas, AWO, Diakonie, Kinderschutzbund
- Autismus-Selbsthilfegruppen und Elternnetzwerke
- Ambulante Entlastungsangebote (z. B. Familienunterstützender Dienst)
- Psychosoziale Beratungsstellen
5. Weitere Anlaufstellen und Links
- www.autismus.de (Bundesverband Autismus Deutschland)
- www.ombudschaft-jugendhilfe.de (unabhängige Beschwerdestellen)
- www.familienratgeber.de (Infoportal der Aktion Mensch)
- Lokale Selbsthilfegruppen (z. B. über NAKOS: www.nakos.de)
- Jugendamt oder Sozialamt Ihrer Stadt oder Kommune
Wo bekommen Sie Hilfe? Welche Leistungen stehen Ihnen und Ihrem Kind zu? Hier finden Sie wichtige Anlaufstellen und Unterstützungsangebote.
1. Fachliche und therapeutische Unterstützung
- Autismus-Kompetenzzentren / Autismus-Therapiezentren
- Frühförderstellen (für Kinder bis ca. 6 Jahre)
- Sozialpädiatrische Zentren (SPZ)
- Kinder- und Jugendpsychiater:innen
- Ergotherapie, Logopädie, Verhaltenstherapie, Autismustherapie
2. Rechtliche und finanzielle Hilfen
- Eingliederungshilfe nach §35a SGB VIII (z. B. Schulbegleitung, Autismustherapie)
- Hilfe zur Erziehung nach §27 ff. SGB VIII (z. B. sozialpädagogische Familienhilfe)
- Pflegegrad beantragen (bei erhöhtem Unterstützungsbedarf)
- Schwerbehindertenausweis (Versorgungsamt)
- Steuerliche Entlastungen (z. B. Pauschbetrag für Behinderung)
- Kindergeld, ggf. Kindergeldzuschlag oder Leistungen über das Bildungs- und Teilhabepaket
3. Pädagogische Unterstützung
- Kita mit Integrationsplatz oder heilpädagogischer Förderung
- Schulbegleitung (über Eingliederungshilfe oder Jugendamt)
- Nachteilsausgleich in Schule oder Kita
- Sonderpädagogischer Förderbedarf (ggf. Förderschule oder inklusiver Unterricht)
4. Beratung und Entlastung
- Erziehungs- und Familienberatungsstellen
- Caritas, AWO, Diakonie, Kinderschutzbund
- Autismus-Selbsthilfegruppen und Elternnetzwerke
- Ambulante Entlastungsangebote (z. B. Familienunterstützender Dienst)
- Psychosoziale Beratungsstellen
5. Weitere Anlaufstellen und Links
- www.autismus.de (Bundesverband Autismus Deutschland)
- www.ombudschaft-jugendhilfe.de (unabhängige Beschwerdestellen)
- www.familienratgeber.de (Infoportal der Aktion Mensch)
- Lokale Selbsthilfegruppen (z. B. über NAKOS: www.nakos.de)
- Jugendamt oder Sozialamt Ihrer Stadt oder Kommune
Schulabsentismus bei autistischen Kindern
Wenn ein autistisches Kind Schwierigkeiten hat, regelmäßig zur Schule zu gehen, ist das kein Einzelfall. Viele autistische Kinder erleben Schule als herausfordernd oder überfordernd. Dieses Merkblatt möchte Eltern ermutigen, einfühlsam und verständnisvoll mit dieser Situation umzugehen – und sich Unterstützung zu holen.
Zahlen und Fakten
- Studien zeigen, dass etwa 40–60 % aller autistischen Kinder im Laufe ihrer Schullaufbahn Phasen von Schulverweigerung oder -vermeidung zeigen.
- Viele Kinder erleben massiven Stress, Ängste oder sensorische Überforderung im Schulumfeld.
- Schulabsentismus ist nicht immer eine „Verweigerung“ – oft ist es eine Reaktion auf Reizüberflutung, soziale Erschöpfung oder Unsicherheit.
Mögliche Ursachen für Schulabsentismus bei Autismus
- Soziale Überforderung, Mobbing oder Missverständnisse im Klassenverband
- Angst vor Veränderung oder unvorhersehbaren Situationen
- Sensorische Überlastung (z. B. Geräusche, Licht, Gerüche)
- Kommunikationsbarrieren oder Leistungsdruck
- Erschöpfung durch mangelnde Pausen und fehlende Rückzugsräume
Was Eltern tun können
- Das Kind ernst nehmen – es will in der Regel nicht „einfach nicht in die Schule“.
- Gespräche führen ohne Schuldzuweisung – zuhören, nicht drängen.
- Pausen erlauben, ohne schlechtes Gewissen – das Kind schützt sich selbst.
- Mit Lehrkräften, Schulsozialarbeit oder Schulpsychologen in Kontakt treten.
- Eine schrittweise Wiedereingewöhnung planen – gemeinsam, nicht gegen den Willen des Kindes.
Professionelle Hilfe annehmen
- Schulbegleitung über Eingliederungshilfe (§35a SGB VIII)
- Autismustherapie oder Verhaltenstherapie zur Stressbewältigung
- Schulwechsel oder Nachteilsausgleich prüfen
- Erziehungsberatungsstellen, Autismuszentren und Jugendamt können unterstützen
Ein letzter Gedanke
Manchmal braucht ein Kind einfach eine Pause, um sich selbst zu schützen. Das ist keine Schwäche, sondern ein Zeichen von Feingefühl. Sie als Eltern dürfen Ihrem Kind diesen Schutz geben – mit Verständnis, Geduld und dem Wissen: Es ist nicht allein.
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